Niedersachsen

Fokus PrävEx - Maßnahmen zur Prävention und Deradikalisierung im niedersächsischen Strafvollzug und in der Bewährungshilfe

Seit 2017 arbeitet Violence Prevention Network im Justizvollzug und in der Bewährungshilfe des Landes Niedersachsen. Die Arbeit umfasste bisher Maßnahmen der Prävention, Intervention und Deradikalisierung für Jugendliche, (junge) Erwachsene, ihre Angehörigen sowie für Fachpersonal mit Fragen im Phänomenbereich Islamismus.

2022 neu hinzugekommen ist der Phänomenbereich Rechtsextremismus/Antisemitismus. Da sich fremdenfeindliche, extremistische, rassistische und demokratiefeindliche Ansichten in beiden Phänomenbereichen feststellen lassen, finden die Gruppentrainings und Präventionsworkshops auch phänomenübergreifend statt (bspw. mit dem Fokus auf Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, insbesondere [israelbezogener] Antisemitismus, Queer- und Transfeindlichkeit, Misogynie sowie staatsdelegitimierende Ideologien).

Unser Projektleiter Dr. Samet Er in Es beginnt mit Samet – Teil 3 aus einer Videoreihe vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

 

Zielgruppe: Radikalisierte und radikalisierungsgefährdete junge Menschen

Die Hauptzielgruppe sind Jugendliche und junge Erwachsene im Jugendarrest, in Untersuchungshaft, im Strafvollzug und in der Bewährungshilfe; größtenteils junge Straftäter*innen unter 30 Jahren. Die Inhaftierung ist nicht zwingendermaßen begründet durch politisch bzw. ideologisch motivierte Kriminalität, in Haft fallen sie jedoch auf als:

  • radikalisierungsanfällige und gefährdete junge Menschen
  • ressentimentgeleitete Menschen ohne geschlossene Ideologisierung mit und ohne Gewaltbereitschaft
  • Menschen mit verfestigten Ideologisierungen und einschlägigen Handlungsorientierungen/Radikalisierungen
  • hoch radikalisierte Menschen mit in sich geschlossener Ideologisierung und hohem Gewaltpotential sowie fester Einbindung in extremistische Szenen und Milieus im Phänomenbereich religiös begründeter Extremismus

Maßnahmen und Angebote

1. Allgemeine Präventionsangebote:

  • Präventionsworkshops der politischen Bildung
  • Biografiewerkstätten im Gruppenkontext

2. Präventionsmaßnahmen für indizierte Zielgruppen sowie Maßnahmen der Distanzierungsarbeit und Reintegration:

  • AKT®-Gruppentrainings im (Jugend-)Strafvollzug und Jugendarrestvollzug mit radikalisierungsgefährdeten bzw. bereits im Radikalisierungsprozess befindlichen jungen Menschen
  • Vertiefungstrainings im Einzelsetting im sekundärpräventiven Bereich
  • Einzelfallbegleitungen und Dialogmaßnahmen bzw. Ausstiegsbegleitungen mit hochradikalisierten Personen
  • Stabilisierungscoachings nach der Entlassung (als Verknüpfung von Haft- und Bewährungszeit)

Zielgruppe: Bedienstete und Umfeld

Darüber hinaus richtet sich das Projekt an folgende weitere Zielgruppen:

  • Mitarbeitende des Allgemeinen Vollzugsdienstes in Jugendarrest, Untersuchungshaft, Strafvollzug und ggf. Bewährungshilfe sowie bei Bedarf Mitarbeitende der Fachdienste (z. B. Sozialdienst, Psychologischen Dienst) und Anwärter*innen des Justizvollzugsdienstes. Dieser Personenkreis steht in regelmäßigem Umgang mit radikalisierungsgefährdeten sowie mit ideologisierten Straftäter*innen, ist in der Regel jedoch nicht spezifisch im Umgang mit dieser Klientel geschult.
  • Eltern und Familienangehörige sowie weitere Bezugspersonen aus dem sozialen Umfeld

Maßnahmen und Angebote

  • Fortbildungen für Bedienstete im Strafvollzug und in der Bewährungshilfe (u. a. mit Schwerpunkt auf Verschwörungserzählungen, Fake News, Social Media und sog. „Reichsbürgertum“)
  • Reflexionsberatungen im Einzel- oder Gruppensetting für Bedienstete im Strafvollzug und Bewährungshelfer*innen

Kooperation und Vernetzung

Die Maßnamen werden im Trägerverbund mit dem Kooperationspartner jetztzeit e. V. durchgeführt, der folgende Maßnahmen anbietet:

  • Die Gruppenmaßnahmen „Du hast eine Stimme, du hast eine Geschichte!“ richten sich an jugendliche Inhaftierte und setzen einen lebensweltlichen und biografischen Ansatz ein, um Faktoren wie Krisenerfahrungen, biografische Brüche, Überforderung mit gesellschaftlicher Komplexität oder fehlende Selbstwirksamkeit zu adressieren.
  • Das begleitende Informations- und Seminarangebot verfolgt einen mehrstufigen Aufbau, der von grundlegender Information und Aufklärung bis hin zur gezielten Ausbildung und methodischen Qualifikation reicht.

Darüber hinaus ist das Team von Violence Prevention Network im fachlichen Austausch mit dem Landespräventionsrat, Aktion Neustart, beRATen e. V. und dem Landeskriminalamt Niedersachsen und vernetzt sich bundesweit mit Partner*innen der Extremismusprävention, etwa im Rahmen der AG Strafvollzug und Bewährungshilfe und weiterer Fachnetzwerke.

Kontakt

Projekt Fokus PrävEx
Ferdinandstr. 3
30175 Hannover

0511 48979789
Abschlusspublikation der Projekte in Haft 2020 – 2024
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Broschüre Fokus ISLEX Niedersachsen
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Flyer Fokus ISLEX 2022
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